Verbreitung: konzentriert auf den Regierungsbezirk Köln und die daran anschließenden Gebiete
Biergattung: Vollbier (?)
Stammwürze in %: durchschnittlich 11,3
Alkoholgehalt in %: ca. 4,8
Bierart: obergärig
Charakteristik: ganz hellgelbfarbenes hopfenbetontes „Bier“
Brauprozess: Gärung bei Temperaturen zwischen 15 und 20° Celsius; Hefe steigt an die
Oberfläche, daher obergärig
Geschichte: Brautradition seit 874; das Kölner Brauamt, Standesvertretung der Brauer, gab es
bereits im Jahre 1250; 1396 Kölner Brauer-Korporation; Bestandteil Kölner Tradition.
„Bier“pflege: wird aus schlanken "Kölsch-Stangen" mit einem Inhalt von meist 0,2l getrunken.
Ideale Trinktemperatur 8 bis 10 Grad
Sonstiges: "Bier"sorte mit rechtlich definiertem Herkunftsschutz; darf lediglich in Köln bzw. von
den Brauereien des Kölner Brauereiverbandes gebraut werden.
Kölsch - das "Bier" der Domstadt
Dass die Kölner ihren eigenen Kopf haben, merkt man schon beim Karneval. Hier gibt es keine Karnevalsprinzessin, sondern ein
"Dreigestirn", bei dem nicht nur Prinz und Bauer, sondern auch die Jungfrau männlichen Geschlechts zu sein hat. Dieser Hang zum
Besonderen prägt natürlich auch das Bier der rheinischen Metropole: das Kölsch.
Das helle, hochvergorene, obergärige Vollbier ist einzigartig unter den Bieren der Welt. Das liegt nicht nur an der Qualität, am
Geschmack oder am feinherben Aroma. Es zeigt sich auch in den Privilegien und Eigenwilligkeiten, die für alle Kölsch-Brauer
bindend und für alle Kölsch-Fans unverzichtbar sind. Kölsch brauen darf nämlich nicht jeder.
Die "Kölsch-Konvention"
24 Brauereien unterzeichneten im März 1986 die "Kölsch-Konvention". Mit ihr wurde "Kölsch" als geschützte geographische
Herkunftsbezeichnung festgeschrieben. Das Bundeskartellamt erkannte diese Wettbewerbsregeln des Kölner Brauereiverbandes e.V. an, und damit dürfen nur
diese Brauereien aus Köln und dem direkten Umland Kölsch brauen.
Bei allem Traditionsbewusstsein haben natürlich auch die Kölsch-Brauer den Zug der Zeit erkannt. Kölsch gibt es nicht nur als Vollbier, sondern - in
Übereinstimmung mit der Kölsch-Konvention - auch in alkoholfreier oder leichter Form. Das leichte Kölsch hat dabei in der Regel etwa die Hälfte des
Alkoholgehaltes der klassischen Kölner "Bier"spezialität.
In Köln ist Kölsch überall
Mit einem Anteil von rund neun Prozent am "Bier"ausstoß in Nordrhein-Westfalen ist Kölsch nach Pils und Alt die beliebteste Biersorte in diesem Bundesland. Es
wird im weiteren Umkreis der Domstadt, in Wuppertal, Leverkusen oder Koblenz gern getrunken und ist ein Ausdruck rheinischer Lebensart.
Doch Kölsch wird ausschließlich in Köln und Umgebung gebraut, und es wird größtenteils auch dort konsumiert. Die Beliebtheit des hellen Obergärigen zieht sich
quer durch alle Alters-, Bildungs- und Einkommensgruppen. Es wird bei offiziellen Anlässen genauso selbstverständlich angeboten wie in der Gasthaus-Brauerei
oder im Edel-Restaurant.
Wer als Nicht-Rheinländer in eine Kölschkneipe einkehrt, sieht schnell, dass Kölsch einen wirklich völkerverbindenden Charakter hat. Es passt zu den geselligen
und weltoffenen Bewohnern der alten Römerstadt. Kölsch trinken alle, auch die Frauen. Rund drei Viertel - vorwiegend jüngere - Frauen trinken regelmäßig ihr
Kölsch, 20 Prozent davon täglich.
Und der Kölner ist gern unter Leuten. Rund die Hälfte des jährlich gebrauten Obergärigen, etwa zweieinhalb Millionen Hektoliter, werden in der Gastronomie
serviert. Das ist ein Wert, den keine andere Biersorte erreicht. Auch der Fassbieranteil liegt mit 50 Prozent außergewöhnlich hoch: Im Bundesdurchschnitt werden
nur etwa 20 Prozent des Bieres in Fässer abgefüllt.
In der Gaststätte werden zum Kölsch gern kölsche "National-Gerichte" gegessen. Deren Bezeichnungen können den Uneingeweihten allerdings in die Irre führen.
Kölscher Kaviar ist nämlich Blutwurst und der "Halve Hahn" ein Roggenbrötchen mit einer dicken Scheibe mittelaltem Gouda - auf Wunsch mit Zwiebeln.
Lädt der Kölner Gäste zu sich nach Hause ein, sind die "Pittermännchen" unverzichtbar: handliche 10 l Fässer (!) , aus denen das Kölsch frisch gezapft wird.
Der Köbes
Nun, außenstehende würden ihn als Ober bezeichnen, sollten sie allerdings einmal in einem Kölner Brauhaus nach einem Ober (oder noch schlimmer: einer
Bedienung) rufen, wundern sie sich nicht wenn keiner vorbei kommt. Und meistens ist es auch gar nicht nötig, denn verdurstet ist in Köln wahrlich noch keiner,
wohl eher ersoffen.
Der Köbes ist schon aufgrund seiner Kleidung von weitem erkennbar, er trägt ein blaues Hemd, eine blaue Schürze und hat eine lederne Geldtasche umgeschnallt.
Die Farbe ihrer Kleidung läßt übrigens nicht auf ihren Zustand schließen, auch wenn Außenstehende es manchmal vermuten. Der Köbes duzt seine Gäste und das
Kölsch kommt automatisch, ist das Glas einmal leer wird ohne zu fragen ein neues serviert. Wollen Sie kein Kölsch mehr, legen sie einfach einen Bierdeckel auf
das Glas.
Köbesse sind die geborenen Entertainer, wundern sie sich also nicht, wenn sie sich im Vorbeigehen in ein Gespräch einmischen, ihnen von zu Hause erzählen oder
der neuste Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft haarklein auseinander gelegt wird. Wer bei Ihnen nichts zu lachen bekommt ist selber schuld!
Schöner als ein Reporter eines überregionalen Hamburger Magazins kann man den Beruf des Köbes allerdings nicht beschreiben: Der Reporter besaß die Frechheit
in der Kölner Gasthausbrauerei "Früh" ein Tee zu bestellen. Der Köbes quittierte die Bestellung mit den Sätzen: "Biste etwa krank? Ich glaube ich bin auf der
Intensivstation!". Der Reporter schrieb später: "In Köln ist der Kellner immer in der Bütt, und das beste ist, man geht mit rein."