Köln

Willkommen in Köln, der romanischen Stadt am Rhein. Berühmt geworden durch den Dom, die romanischen

Kirchen, den Karneval, seine Einwohner und dem Kölsch, das hier Nationalgetränk ist.

Köln ist ein wahrer Schmelztiegel an Kulturen und Sprachen. Kölsch, die Heimat“sprache“ der Kölner, bedient

sich zum Beispiel auch dem Französischen, so wurde aus dem mocca faux (falscher Kaffee) der Muckefuck, oder

aus dem fils de noel (uneheliches Kind) das Fisternöll. Wie bei allen deutschen Mundarten, brauchen die

Zugereisten (oder Imis, wie diese in Köln genannt werden) eine gewisse Zeit um den durchaus lebhaft geführten

Diskussionen der Einheimischen zu folgen.

Weit über die Stadtgrenzen hinaus ist auch der Kölsche Klüngel bekannt geworden. Die Vorgehensweise der

Kölner bei Problemlösungen mag für den Außenstehenden nicht immer schlüssig sein, hat aber für die Kenner der

Materie immer Hand und Fuß - frei nach dem Motto eine Hand wäscht die andere wird in Köln stets gemauschelt

und getratscht.

Köln selbst ist übrigens zum größten Teil katholisch und gehört gleichzeitig zu den ältesten und reichsten

Diozösen weltweit. Der Dom ist nur ein Zeugnis des rheinischen Glaubens, die uralten romanischen Kirchen sind

für Historiker genauso wertvoll wie der Dom selbst, dessen Bau übrigens erst am Ende des letzten Jahrhunderts

abgeschlossen worden ist.

Kölner Braugeschichte

Kölsch kann auf eine über tausendjährige Geschichte zurück blicken und zwar eine schriftlich belegte

Geschichte. Eine Besonderheit, die seines gleichen sucht!

Das Kölsch gehört zu Köln wie der Dom zum Stadtbild.

Bis in die alemannische Zeit war es üblich, das die Bürger und Bauern ihr Bier für den eigenen Verzehr selber

brauten. Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Bier in der Stiftungsurkunde das Klosters Gerresheim, die auf

der Kölner Synode im Jahr 873 bestätigt wurde. Aus der Urkunde geht hervor, daß ein Teil der kirchlichen

Einkünfte für die Beschaffung eines besseren Bieres ausgegeben werden sollten, auch Kölner Brauereien wurden

in diesem Schriftstück erwähnt. Die Mönche waren wohl nicht sonderlich zufrieden mit dem bisher

ausgeschenkten Bier. Der durchschnittliche Kölner würde jetzt übrigens anbringen, das die Mönche mit

Sicherheit Düsseldorfer Bier bezogen. Eine These die wir aber entkräften können - Düsseldorf existierte zu

diesem Zeitpunkt noch nicht.

Danach ist es lange ruhig um das Bier, zumindest in schriftlicher Form, aber es war klar, das es eine immer größer werdende Rolle spielte. Erst im 12. Jahrhundert stoßen

wir wieder auf Aufzeichnungen. In dieser Zeit wurde die Braugerechtigkeit so weit eingeschränkt, das nur noch privilegierte Brauer Bier herstellen und ausschenken

durften. Ein Umstand, der darauf schließen läßt, das die ersten Ideen für eine Kooperation der Brauer kurz darauf aufkamen, auch wenn die Gründung der Kölner Brauer-

Korporation auf das Jahr 1396 datiert wird.

Die St. Peter von Mailand Bruderschaft

Petrus von Mailand war ein Dominikaner, der ungefähr 1205 in Verona geboren wurde. Aufgrund seines ausgesprochenen Rednertalents macht er im Mönchsorden schnell

Karriere und wurde 1251 päpstlicher Großinquisitor in Norditalien. Ein Beruf, der einem nicht nur Freunde beschert, und so wurde er bereits 1252 auf dem Weg von Como

nach Mailand durch gedungene Mörder umgebracht. Sein Märtyrertod erweckte großes Aufsehen und so wurde Petrus bereits ein Jahr später vom Papst heilig gesprochen.

Schon bald stellten sich Bruderschaften unter den Schutz des Heiligen. So ist Petrus von Mailand der Schutzpatron für die Schuster von Palma de Mallorca, für die Weber im

katalonischen Manresa und für die Brauer in Köln. Wie lange diese Bruderschaft besteht, kann man allerdings nicht mehr nachvollziehen, man geht aber davon aus, das sich

die Geschichte bis kurz nach der Heiligsprechung zurück verfolgen läßt. Die Bruderschaft besteht (natürlich) noch heute, und alle Kölner Brauer gehören ihr an.

Die Geschichte des Brauens ist eng mit der Geschichte des Hopfens verbunden, und es ist klar, das auch die Kölner diesen irgendwoher beziehen mußten. In einem

Schenkungsbrief des Königs Pipin an die Abtei St. Denis wird dieser erstmals erwähnt. Natürlich vergißt der König nicht, Abgaben auf den Hopfen zu erheben (und überhaupt

schien es, das es ein beliebtes Hobby bei Königen, Herzögen und Grafen war, alle möglichen und unmöglichen Dinge mit Abgaben zu belegen). Aber auch der berühmte

Kölner Gelehrte Albertus Magnus erwähnt wiederholt Hopfengärten. Heute wissen wir, das im Magdeburger Raum bereits im Jahr 1000 der Hopfen systematisch angebaut

wurde. Natürlich war es in Köln nicht anders, als in anderen Städten. Und so wurde auch hier die Verwendung von Hopfen für die Herstellung von Bier zunächst verboten.

Auch die Kölner Brauer stellte ihr Bier aus Grut her, die hier Gruit genannt wurde. In manchen Fällen wurde die Gruit auch mit Honig vermischt, wodurch ein schmackhaftes

Honig-Bier entstand. Das Lehen-Register Kölns ging in den Jahren 1285-1361 sogar so weit, einen Unterschied zwischen normalen Brauern und Metbrauern zu machen.

Welche und wie viele Kräuter für die Herstellung der Gruit verwendet wurden, läßt sich heute natürlich nicht mehr feststellen, zumal die Brauer ein wahres Geheimnis aus

ihrer Gruit machten. Jeder benutzte ein anderes Rezept das wie der eigene Augapfel gehütet wurde. Sicher wissen wir nur, das alle benötigten Zutaten in der Umgebung

von Köln gefunden werden konnten. Dazu gehörten Kräuter ebenso wie Rinden, Wurzeln und anderen Absonderlichkeiten. Alles in allem eine bunte Mischung, die jedem

Lebensmittelchemiker die Haare zu Berge stehen lassen. Man war übrigens auch nicht gerade zimperlich wenn es um die Genießbarkeit der einzelnen Zutaten ging -

Tollkirschen waren durchaus akzeptiert.

Die Kölner Brauer konnten, auch nachdem der Gebrauch des Hopfens durch ein Gesetz eingeführt worden war, die Finger nicht von der Gruit lassen. So wurde das Bier trotz

des Hopfens meist immer noch durch einige Zutaten verfeinert. Immer wenn die Hopfenpreise stiegen, wurde so oder so auf die Gruit zurück gegriffen. Die Brauer

brauchten allerdings nicht mit der Sichel durch den Wald zu kriechen, denn die benötigten Zutaten konnten in Köln zentral eingekauft werden. Im sogenannten Gruithaus

saß der "fermentarii", der für den Einkauf und den Wiederkauf der Kräuter zuständig war. er prüfte die einzelnen Kräuter und zog auch die Gruitsteuer ein. Ein ständiger

Diskussionspunkt zwischen den Brauern und den Stadtoberen war übrigens die Biersteuer. Diese wiederum führten meist die gleiche Diskussion mit dem Erzbischof, von

denen einige die geistliche Führung zu sehr mit der weltlichen verwechselten. Im Jahre 1238 war es, als sich der pfiffige Erzbischof von Köln von dem damaligen Kaiser

Friedrich II. zusichern ließ, das er eine Biersteuer erheben dürfe. Die Stadtoberen weigerten sich natürlich diese abzuführen und so wurde schließlich Albertus Magnus als

Vermittler gerufen. Dieser entschied, das auf zehn Jahre die Steuer je zur Hälfte zwischen dem Erzbischof und der Stadt aufgeteilt wird.

Die Brauer erhielten, außer der Tatsache das sie nun Steuern bezahlen durften, auch noch Auflagen. Sie sollten nur gutes und reines Bier brauen und dies zu einem

angemessenen Preis verkaufen. Die Kontrolle über die Brauer war sehr einfach, den der Ausschank war leicht zu überprüfen und so fand man in der Biersteuer eine gute

Einnahmequelle für den öffentlichen Haushalt. Um das Jahr 1400 wurde in Köln das sogenannte Keutebier bekannt, das aus Getreidemalz und Hopfen hergestellt wurde.

Dieses Bier hatte seinen Ursprung in Norddeutschland und war den bis dahin in Köln gebrauten Bieren bei weitem überlegen. Als die Einfuhr dieses Bieres immer stärker

wurde, und anfing die Existenz der Brauer zu gefährden, schritt der Rat der Stadt ein - wenig erfolgreich wie man später feststellte. Denn eins konnte man in Köln schon

immer gut - "maggeln" (Böse Zungen würden es in diesem Zusammenhang Schmuggeln nennen), die einzige Lösung war also die, das die Kölner Brauer selbst Keute

herstellten. Das neue Bier wurde von den Kölnern schnell akzeptiert, aber es spaltete die Brauer in zwei Lager: die Dünnbierbrauer, die weiter ihr Bier nach alter Brauweise

herstellten, und die Dickbierbrauer, die das Keutebier herstellten. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts existierten in Köln 41 Dickbierbrauer und nur noch 18 Dünnbierbrauer.

Bruderschaft, Zunft und Gaffel

Nun, das ganze läßt sich am einfachsten so ausdrücken: die Kölner Brauer waren seit 1396 sehr gut organisiert, und das nicht nur einmal. Wirtschaftlich und gesellschaftlich

organisierten sie sich in der Zunft, politisch in der Gaffel und kirchlich in der Bruderschaft. Von den über 500 im Mittelalter brauenden Klöstern standen 6 in Köln, ein

Umstand, der von den Kölner Brauern nicht gerade als angenehm empfunden wurde. Hinzu kam, das diese sehr abergläubisch waren, denn bis in die Neuzeit bestand beim

Brauen immer die Gefahr, daß das Bier "umschlug", also sauer wurde. Entsprechend wurde rund um den Braukessel allerhand Schabernack getrieben, in der Hoffnung böse

Geister abzuhalten. Das ganze ging sogar soweit, das in Köln die weit verbreitete Meinung galt, das einem Mädchen, das Bier in Gesellschaft verschüttete, eine uneheliche

Schwangerschaft bevor stand.

Das Gründungsjahr der Kölner Brauer-Korporation liegt im Jahre 1396, in dem auch der Verbundbrief ausgestellt wurde. Die Kölner konnten also erst vor kurzem ein großes

Fest feiern - die 600-Jahr-Feier dieser Korporation. Seit dieser Zeit muß man auch zwischen der Gaffel, also der politischen Zunft, und dem Amt, also der Wirtschaftszunft

unterscheiden. Die Zahl der Gaffeln wurde in Köln übrigens unveränderlich auf 22 festgelegt. Erst 34 Jahre später kaufte sich die Gaffel übrigens ihr eigenes Zunfthaus.

Überhaupt war die Gaffel sehr sparsam, so ging zum Beispiel aus den Büchern nie hervor, das Besteck angeschafft worden ist - die Brauer mußten bei ihren Treffen das

Besteck von zu Hause mitbringen.

Natürlich besaß die Brauergaffel, wie alle anderen Gaffeln auch, ein eigenes Wappen, ein Siegel und eine Fahne. Die Fahne war braun und safrangelb, und um Siegel und

Wappen standen die Worte: "Wappen des löblichen Amts der Brauer zu Köln". In der Mitte des Wappens befanden sich eine Maischgabel und eine Malzschippe. Seit 1796

befindet sich in dem Wappen außerdem noch eine Krone.Das Zusammentreffen der Brauer fand übrigens nur vormittags statt - dies hat ausnahmsweise einmal nichts mit

dem Aberglauben zu tun, sondern sie hatten schlicht und ergreifend Angst sich im Dunkeln aus dem Haus zu begeben. Kölns Straßen waren zur damaligen Zeit nämlich nur

schlecht beleuchtet. Dies hatte allerdings nichts mit Sparmaßnahmen der Stadt zu tun, sondern damit, das man der Auffassung war, das eine zu starke Beleuchtung die von

Gott gewollte Ordnung durcheinander bringt. In Anbetracht dessen, das die katholische Kirche jahrelang die Meinung vertrat, das die Erde eine Scheibe ist, ist dies wohl

nicht weiter verwunderlich.

Wie in anderen Städten auch, blieb die Kühlung des „Biers“ über Jahrhunderte hinweg ein großes Problem. Große Fortschritte gab es diesbezüglich, als man Eis für die

Kühlung des „Bieres“ entdeckte. Aber auch dies war mit großen Strapazen verbunden, denn irgendwie mußte das Eis ja in die an sich schon kalten Keller kommen, und vor

allem: - irgendwoher mußte auch das Eis kommen. Das ganze ging sogar so weit, das man sich in warmen Wintern Eis aus nördlich gelegenen Städten mit dem Schiff

schicken ließ. Einige clevere Brauer nutzten übrigens alte unterirdische Steinbrüche in der nahe gelegenen Eifel für die Kühlung ihres „Bieres“.

Alles in allem war der Beruf des Brauers eine sehr einträgliche Angelegenheit, und so lebten die Kölner Brauer lange Zeit im Wohlstand. Erst zur Jahrhundertwende,

zusammen mit der Industrialisierung, gibt es wieder etwas aus Brau-Historischer Sicht zu erzählen. Denn, wie in ganz Deutschland, entbrannte nun auch in Köln der Kampf

zwischen dem Bier untergäriger und dem obergäriger Brauart. So war dies nicht nur ein Kampf der Geschmäcker, sondern auch ein Kampf der Industrie gegen die Kölner

Hausbrauereien.

Jahrhunderte alte Familienunternehmen wurden durch Aktiengesellschaften verdrängt. Während es 1875 noch 110 Hausbrauereien gab, sank die Zahl innerhalb von 20

Jahren auf fast die Hälfte. 1900 gab es sogar nur noch 50, doch diese hatten den Ansturm der Großbrauereien erfolgreich überlebt. Sie brauten weiter ihr Kölsch und

apellierten an den Lokal-Patriotismus der Kölner und machten schnell klar, das es sich bei ihrem Kölsch noch um echte Wertarbeit handelt. Die Bevölkerung schätzte diese

Bemühungen und dankte den Brauereien mit einem erhöhten Konsum. Während die Kölner Brauereien den 1. Weltkrieg noch einigermaßen gut überstanden, so setzte ihnen

die Weltwirtschaftskrise 1929 stark zu - in Köln brach der Notstand aus. Während die Umsätze stagnierten kam noch erschwerend hinzu, das die Reichsregierung 1932 den

Bierpreis um 2,25 Mark je Hektoliter senkte. Diese hatte allerdings schon 1930 die Reichsbiersteuer um 46 % erhöht, so das nicht nur Kölns Brauer einige schlaflose Nächte

bevor standen. In ihrer Not führten die Brauer einen so harten Konkurrenzkampf, das sie ihr Bier genauso gut hätten verschenken können. Erst 1934 gelang es, wieder

Normalität in den Biermarkt zu bringen. Aber aufgrund der darauf folgenden Zeit hätten die Kölner Brauer ihr Bier wahrscheinlich wirklich verschenkt, wenn sie die

hochtrabenden Pläne Hitlers damit hätten verhindern können. Die Anzahl der Hausbrauereien war übrigens trotz der Probleme fast unverändert geblieben. Der zweite

Weltkrieg führte fast zum Ende der Kölner Braugeschichte. Durch die Rohstoffknappheit mußte sogar der Stammwürzegehalt des Bieres gesenkt werden, damit es

überhaupt noch hergestellt werden konnte. Doch so sehr man sich anstrengte, der 2. März 1945 war der Anfang vom Ende. Ein Luftangriff der Alliierten legte die gesamte

Stadt in Schutt und Asche - nur der Dom blieb trotzig stehen.

Als die Amerikaner in Köln einmarschierten, fanden sie halb verhungerte Menschen, die in ausgebombten Häusern lebten. Hitler hatte kurz vor dem Einmarsch der Truppen

den Befehl erlassen, alles technische Gerät unbrauchbar zu machen (er hatte wohl ernsthaft geglaubt, das ein Kölner eine Brauerei demontiert), der von den Kölnern aber

schlicht und ergreifend ignoriert wurde. Der Wiederaufbau begann und der "Kölner Brauerei-Verband" wurde gegründet, der den Brauern wo immer er konnte helfend unter

die Arme griff. Noch heute vertritt er die Obergärigen Brauereien Kölns. Das Wirtschaftswunder verhalf auch den Kölnern Brauern zum Aufschwung, das Kölsch hatte sich

nun endgültig gegenüber dem untergärigen Bier durchgesetzt. Heute existieren noch 13 Obergärige Brauereien auf Kölner Stadtgebiet. Insgesamt 22 Brauereien im

Großraum Köln stellen Kölsch her - eine Spezialität die aufgrund ihrer Jahrtausend alten Geschichte, ihrer Verbreitung und ihrer Akzeptanz seinesgleichen sucht ...

Hier ist mir schwer gefallen, ein Bild einzufügen. Die große

Kirche ohne Uhr, die wohl immer noch nicht fertig ist,

kommt hier nicht noch mal hin…

Wenn ich mal wieder in Köln sein sollte und etwas finde,

was sich lohnen würde, kommt‘s hier rein, versprochen...

Köln

Willkommen in Köln, der romanischen Stadt am Rhein.

Berühmt geworden durch den Dom, die romanischen Kirchen,

den Karneval, seine Einwohner und dem Kölsch, das hier

Nationalgetränk ist.

Köln ist ein wahrer Schmelztiegel an Kulturen und Sprachen.

Kölsch, die Heimat“sprache“ der Kölner, bedient sich zum

Beispiel auch dem Französischen, so wurde aus dem mocca

faux (falscher Kaffee) der Muckefuck, oder aus dem fils de

noel (uneheliches Kind) das Fisternöll. Wie bei allen deutschen

Mundarten, brauchen die Zugereisten (oder Imis, wie diese in

Köln genannt werden) eine gewisse Zeit um den durchaus

lebhaft geführten Diskussionen der Einheimischen zu folgen.

Weit über die Stadtgrenzen hinaus ist auch der Kölsche

Klüngel bekannt geworden. Die Vorgehensweise der Kölner bei

Problemlösungen mag für den Außenstehenden nicht immer

schlüssig sein, hat aber für die Kenner der Materie immer

Hand und Fuß - frei nach dem Motto eine Hand wäscht die

andere wird in Köln stets gemauschelt und getratscht.

Köln selbst ist übrigens zum größten Teil katholisch und gehört

gleichzeitig zu den ältesten und reichsten Diozösen weltweit.

Der Dom ist nur ein Zeugnis des rheinischen Glaubens, die

uralten romanischen Kirchen sind für Historiker genauso

wertvoll wie der Dom selbst, dessen Bau übrigens erst am

Ende des letzten Jahrhunderts abgeschlossen worden ist.

Kölner Braugeschichte

Kölsch kann auf eine über tausendjährige Geschichte zurück

blicken und zwar eine schriftlich belegte Geschichte. Eine

Besonderheit, die seines gleichen sucht!

Das Kölsch gehört zu Köln wie der Dom zum Stadtbild.

Bis in die alemannische Zeit war es üblich, das die Bürger und

Bauern ihr Bier für den eigenen Verzehr selber brauten.

Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Bier in der

Stiftungsurkunde das Klosters Gerresheim, die auf der Kölner

Synode im Jahr 873 bestätigt wurde. Aus der Urkunde geht

hervor, daß ein Teil der kirchlichen Einkünfte für die

Beschaffung eines besseren Bieres ausgegeben werden sollten,

auch Kölner Brauereien wurden in diesem Schriftstück

erwähnt. Die Mönche waren wohl nicht sonderlich zufrieden

mit dem bisher ausgeschenkten Bier. Der durchschnittliche

Kölner würde jetzt übrigens anbringen, das die Mönche mit

Sicherheit Düsseldorfer Bier bezogen. Eine These die wir aber

entkräften können - Düsseldorf existierte zu diesem Zeitpunkt

noch nicht.

Danach ist es lange ruhig um das Bier, zumindest in

schriftlicher Form, aber es war klar, das es eine immer größer

werdende Rolle spielte. Erst im 12. Jahrhundert stoßen wir

wieder auf Aufzeichnungen. In dieser Zeit wurde die

Braugerechtigkeit so weit eingeschränkt, das nur noch

privilegierte Brauer Bier herstellen und ausschenken durften.

Ein Umstand, der darauf schließen läßt, das die ersten Ideen

für eine Kooperation der Brauer kurz darauf aufkamen, auch

wenn die Gründung der Kölner Brauer-Korporation auf das

Jahr 1396 datiert wird.

Die St. Peter von Mailand Bruderschaft

Petrus von Mailand war ein Dominikaner, der ungefähr 1205 in

Verona geboren wurde. Aufgrund seines ausgesprochenen

Rednertalents macht er im Mönchsorden schnell Karriere und

wurde 1251 päpstlicher Großinquisitor in Norditalien. Ein

Beruf, der einem nicht nur Freunde beschert, und so wurde er

bereits 1252 auf dem Weg von Como nach Mailand durch

gedungene Mörder umgebracht. Sein Märtyrertod erweckte

großes Aufsehen und so wurde Petrus bereits ein Jahr später

vom Papst heilig gesprochen. Schon bald stellten sich

Bruderschaften unter den Schutz des Heiligen. So ist Petrus

von Mailand der Schutzpatron für die Schuster von Palma de

Mallorca, für die Weber im katalonischen Manresa und für die

Brauer in Köln. Wie lange diese Bruderschaft besteht, kann

man allerdings nicht mehr nachvollziehen, man geht aber

davon aus, das sich die Geschichte bis kurz nach der

Heiligsprechung zurück verfolgen läßt. Die Bruderschaft

besteht (natürlich) noch heute, und alle Kölner Brauer

gehören ihr an.

Die Geschichte des Brauens ist eng mit der Geschichte des

Hopfens verbunden, und es ist klar, das auch die Kölner diesen

irgendwoher beziehen mußten. In einem Schenkungsbrief des

Königs Pipin an die Abtei St. Denis wird dieser erstmals

erwähnt. Natürlich vergißt der König nicht, Abgaben auf den

Hopfen zu erheben (und überhaupt schien es, das es ein

beliebtes Hobby bei Königen, Herzögen und Grafen war, alle

möglichen und unmöglichen Dinge mit Abgaben zu belegen).

Aber auch der berühmte Kölner Gelehrte Albertus Magnus

erwähnt wiederholt Hopfengärten. Heute wissen wir, das im

Magdeburger Raum bereits im Jahr 1000 der Hopfen

systematisch angebaut wurde. Natürlich war es in Köln nicht

anders, als in anderen Städten. Und so wurde auch hier die

Verwendung von Hopfen für die Herstellung von Bier zunächst

verboten. Auch die Kölner Brauer stellte ihr Bier aus Grut her,

die hier Gruit genannt wurde. In manchen Fällen wurde die

Gruit auch mit Honig vermischt, wodurch ein schmackhaftes

Honig-Bier entstand. Das Lehen-Register Kölns ging in den

Jahren 1285-1361 sogar so weit, einen Unterschied zwischen

normalen Brauern und Metbrauern zu machen.

Welche und wie viele Kräuter für die Herstellung der Gruit

verwendet wurden, läßt sich heute natürlich nicht mehr

feststellen, zumal die Brauer ein wahres Geheimnis aus ihrer

Gruit machten. Jeder benutzte ein anderes Rezept das wie der

eigene Augapfel gehütet wurde. Sicher wissen wir nur, das alle

benötigten Zutaten in der Umgebung von Köln gefunden

werden konnten. Dazu gehörten Kräuter ebenso wie Rinden,

Wurzeln und anderen Absonderlichkeiten. Alles in allem eine

bunte Mischung, die jedem Lebensmittelchemiker die Haare

zu Berge stehen lassen. Man war übrigens auch nicht gerade

zimperlich wenn es um die Genießbarkeit der einzelnen

Zutaten ging - Tollkirschen waren durchaus akzeptiert.

Die Kölner Brauer konnten, auch nachdem der Gebrauch des

Hopfens durch ein Gesetz eingeführt worden war, die Finger

nicht von der Gruit lassen. So wurde das Bier trotz des

Hopfens meist immer noch durch einige Zutaten verfeinert.

Immer wenn die Hopfenpreise stiegen, wurde so oder so auf

die Gruit zurück gegriffen. Die Brauer brauchten allerdings

nicht mit der Sichel durch den Wald zu kriechen, denn die

benötigten Zutaten konnten in Köln zentral eingekauft

werden. Im sogenannten Gruithaus saß der "fermentarii", der

für den Einkauf und den Wiederkauf der Kräuter zuständig

war. er prüfte die einzelnen Kräuter und zog auch die

Gruitsteuer ein. Ein ständiger Diskussionspunkt zwischen den

Brauern und den Stadtoberen war übrigens die Biersteuer.

Diese wiederum führten meist die gleiche Diskussion mit dem

Erzbischof, von denen einige die geistliche Führung zu sehr

mit der weltlichen verwechselten. Im Jahre 1238 war es, als

sich der pfiffige Erzbischof von Köln von dem damaligen Kaiser

Friedrich II. zusichern ließ, das er eine Biersteuer erheben

dürfe. Die Stadtoberen weigerten sich natürlich diese

abzuführen und so wurde schließlich Albertus Magnus als

Vermittler gerufen. Dieser entschied, das auf zehn Jahre die

Steuer je zur Hälfte zwischen dem Erzbischof und der Stadt

aufgeteilt wird.

Die Brauer erhielten, außer der Tatsache das sie nun Steuern

bezahlen durften, auch noch Auflagen. Sie sollten nur gutes

und reines Bier brauen und dies zu einem angemessenen Preis

verkaufen. Die Kontrolle über die Brauer war sehr einfach,

den der Ausschank war leicht zu überprüfen und so fand man

in der Biersteuer eine gute Einnahmequelle für den

öffentlichen Haushalt. Um das Jahr 1400 wurde in Köln das

sogenannte Keutebier bekannt, das aus Getreidemalz und

Hopfen hergestellt wurde. Dieses Bier hatte seinen Ursprung

in Norddeutschland und war den bis dahin in Köln gebrauten

Bieren bei weitem überlegen. Als die Einfuhr dieses Bieres

immer stärker wurde, und anfing die Existenz der Brauer zu

gefährden, schritt der Rat der Stadt ein - wenig erfolgreich

wie man später feststellte. Denn eins konnte man in Köln

schon immer gut - "maggeln" (Böse Zungen würden es in

diesem Zusammenhang Schmuggeln nennen), die einzige

Lösung war also die, das die Kölner Brauer selbst Keute

herstellten. Das neue Bier wurde von den Kölnern schnell

akzeptiert, aber es spaltete die Brauer in zwei Lager: die

Dünnbierbrauer, die weiter ihr Bier nach alter Brauweise

herstellten, und die Dickbierbrauer, die das Keutebier

herstellten. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts existierten in

Köln 41 Dickbierbrauer und nur noch 18 Dünnbierbrauer.

Bruderschaft, Zunft und Gaffel

Nun, das ganze läßt sich am einfachsten so ausdrücken: die

Kölner Brauer waren seit 1396 sehr gut organisiert, und das

nicht nur einmal. Wirtschaftlich und gesellschaftlich

organisierten sie sich in der Zunft, politisch in der Gaffel und

kirchlich in der Bruderschaft. Von den über 500 im Mittelalter

brauenden Klöstern standen 6 in Köln, ein Umstand, der von

den Kölner Brauern nicht gerade als angenehm empfunden

wurde. Hinzu kam, das diese sehr abergläubisch waren, denn

bis in die Neuzeit bestand beim Brauen immer die Gefahr, daß

das Bier "umschlug", also sauer wurde. Entsprechend wurde

rund um den Braukessel allerhand Schabernack getrieben, in

der Hoffnung böse Geister abzuhalten. Das ganze ging sogar

soweit, das in Köln die weit verbreitete Meinung galt, das

einem Mädchen, das Bier in Gesellschaft verschüttete, eine

uneheliche Schwangerschaft bevor stand.

Das Gründungsjahr der Kölner Brauer-Korporation liegt im

Jahre 1396, in dem auch der Verbundbrief ausgestellt wurde.

Die Kölner konnten also erst vor kurzem ein großes Fest feiern

- die 600-Jahr-Feier dieser Korporation. Seit dieser Zeit muß

man auch zwischen der Gaffel, also der politischen Zunft, und

dem Amt, also der Wirtschaftszunft unterscheiden. Die Zahl

der Gaffeln wurde in Köln übrigens unveränderlich auf 22

festgelegt. Erst 34 Jahre später kaufte sich die Gaffel übrigens

ihr eigenes Zunfthaus. Überhaupt war die Gaffel sehr sparsam,

so ging zum Beispiel aus den Büchern nie hervor, das Besteck

angeschafft worden ist - die Brauer mußten bei ihren Treffen

das Besteck von zu Hause mitbringen.

Natürlich besaß die Brauergaffel, wie alle anderen Gaffeln

auch, ein eigenes Wappen, ein Siegel und eine Fahne. Die

Fahne war braun und safrangelb, und um Siegel und Wappen

standen die Worte: "Wappen des löblichen Amts der Brauer zu

Köln". In der Mitte des Wappens befanden sich eine

Maischgabel und eine Malzschippe. Seit 1796 befindet sich in

dem Wappen außerdem noch eine Krone.Das Zusammentreffen

der Brauer fand übrigens nur vormittags statt - dies hat

ausnahmsweise einmal nichts mit dem Aberglauben zu tun,

sondern sie hatten schlicht und ergreifend Angst sich im

Dunkeln aus dem Haus zu begeben. Kölns Straßen waren zur

damaligen Zeit nämlich nur schlecht beleuchtet. Dies hatte

allerdings nichts mit Sparmaßnahmen der Stadt zu tun,

sondern damit, das man der Auffassung war, das eine zu starke

Beleuchtung die von Gott gewollte Ordnung durcheinander

bringt. In Anbetracht dessen, das die katholische Kirche

jahrelang die Meinung vertrat, das die Erde eine Scheibe ist,

ist dies wohl nicht weiter verwunderlich.

Wie in anderen Städten auch, blieb die Kühlung des „Biers“

über Jahrhunderte hinweg ein großes Problem. Große

Fortschritte gab es diesbezüglich, als man Eis für die Kühlung

des „Bieres“ entdeckte. Aber auch dies war mit großen

Strapazen verbunden, denn irgendwie mußte das Eis ja in die

an sich schon kalten Keller kommen, und vor allem: -

irgendwoher mußte auch das Eis kommen. Das ganze ging

sogar so weit, das man sich in warmen Wintern Eis aus

nördlich gelegenen Städten mit dem Schiff schicken ließ.

Einige clevere Brauer nutzten übrigens alte unterirdische

Steinbrüche in der nahe gelegenen Eifel für die Kühlung ihres

„Bieres“.

Alles in allem war der Beruf des Brauers eine sehr einträgliche

Angelegenheit, und so lebten die Kölner Brauer lange Zeit im

Wohlstand. Erst zur Jahrhundertwende, zusammen mit der

Industrialisierung, gibt es wieder etwas aus Brau-Historischer

Sicht zu erzählen. Denn, wie in ganz Deutschland, entbrannte

nun auch in Köln der Kampf zwischen dem Bier untergäriger

und dem obergäriger Brauart. So war dies nicht nur ein Kampf

der Geschmäcker, sondern auch ein Kampf der Industrie gegen

die Kölner Hausbrauereien.

Jahrhunderte alte Familienunternehmen wurden durch

Aktiengesellschaften verdrängt. Während es 1875 noch 110

Hausbrauereien gab, sank die Zahl innerhalb von 20 Jahren auf

fast die Hälfte. 1900 gab es sogar nur noch 50, doch diese

hatten den Ansturm der Großbrauereien erfolgreich überlebt.

Sie brauten weiter ihr Kölsch und apellierten an den Lokal-

Patriotismus der Kölner und machten schnell klar, das es sich

bei ihrem Kölsch noch um echte Wertarbeit handelt. Die

Bevölkerung schätzte diese Bemühungen und dankte den

Brauereien mit einem erhöhten Konsum. Während die Kölner

Brauereien den 1. Weltkrieg noch einigermaßen gut

überstanden, so setzte ihnen die Weltwirtschaftskrise 1929

stark zu - in Köln brach der Notstand aus. Während die

Umsätze stagnierten kam noch erschwerend hinzu, das die

Reichsregierung 1932 den Bierpreis um 2,25 Mark je Hektoliter

senkte. Diese hatte allerdings schon 1930 die Reichsbiersteuer

um 46 % erhöht, so das nicht nur Kölns Brauer einige

schlaflose Nächte bevor standen. In ihrer Not führten die

Brauer einen so harten Konkurrenzkampf, das sie ihr Bier

genauso gut hätten verschenken können. Erst 1934 gelang es,

wieder Normalität in den Biermarkt zu bringen. Aber aufgrund

der darauf folgenden Zeit hätten die Kölner Brauer ihr Bier

wahrscheinlich wirklich verschenkt, wenn sie die

hochtrabenden Pläne Hitlers damit hätten verhindern können.

Die Anzahl der Hausbrauereien war übrigens trotz der

Probleme fast unverändert geblieben. Der zweite Weltkrieg

führte fast zum Ende der Kölner Braugeschichte. Durch die

Rohstoffknappheit mußte sogar der Stammwürzegehalt des

Bieres gesenkt werden, damit es überhaupt noch hergestellt

werden konnte. Doch so sehr man sich anstrengte, der 2. März

1945 war der Anfang vom Ende. Ein Luftangriff der Alliierten

legte die gesamte Stadt in Schutt und Asche - nur der Dom

blieb trotzig stehen.

Als die Amerikaner in Köln einmarschierten, fanden sie halb

verhungerte Menschen, die in ausgebombten Häusern lebten.

Hitler hatte kurz vor dem Einmarsch der Truppen den Befehl

erlassen, alles technische Gerät unbrauchbar zu machen (er

hatte wohl ernsthaft geglaubt, das ein Kölner eine Brauerei

demontiert), der von den Kölnern aber schlicht und ergreifend

ignoriert wurde. Der Wiederaufbau begann und der "Kölner

Brauerei-Verband" wurde gegründet, der den Brauern wo

immer er konnte helfend unter die Arme griff. Noch heute

vertritt er die Obergärigen Brauereien Kölns. Das

Wirtschaftswunder verhalf auch den Kölnern Brauern zum

Aufschwung, das Kölsch hatte sich nun endgültig gegenüber

dem untergärigen Bier durchgesetzt. Heute existieren noch 13

Obergärige Brauereien auf Kölner Stadtgebiet. Insgesamt 22

Brauereien im Großraum Köln stellen Kölsch her - eine

Spezialität die aufgrund ihrer Jahrtausend alten Geschichte,

ihrer Verbreitung und ihrer Akzeptanz seinesgleichen sucht ...

Köln